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Es lebe Chile! Es lebe das Volk! Es leben die Arbeiter!

Dies waren die letzten Worte des legitimen Chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Ausgestrahlt in seiner letzten Radioansprache an sein Chile. Übertragen am Morgen des 11. September 1973 um 7:55 Uhr durch Radio Corporación.

Salvador Allende

1970 wurde der Chilenische Arzt und Gewerkschafter Salvador Allende, vom Volke Chiles zum Staatspräsidenten gewählt.
Allende vertrat eine liberal-sozialistische Politik. Zu sozialistisch für den Westen.
Die US-Regierung unter Richard Nixon sah die Sozialisierung Chiles unter Allende als Gefahr.
Sie sahen die Einflussnahme der Sowjetunion in unmittelbarer Nachbarschaft als Bedrohung an.
Doch diese Gefahr war eigentlich nicht vorhanden, denn die Regierung Allende hatte wenig Interesse am Kalten Krieg.
Es ging ihnen um Chile und um das Volk.
Im Laufe seiner ersten Legislaturperiode gab es auch starke Unruhen in Chile.
Unter anderem wegen der Verstaatlichung von Bodenschätzen.
Anfang 1973 kam es wieder zu Wahlen und die Partei Allendes konnte ihren Stimmanteil nochmals steigern.

Vor allem dem nationalen Sicherheitsberater der USA, dem späteren Außenminister und Friedensnobelpreisträger (hüstel, für was? Verbrechen gegen die Menschlichkeit?) Henry Kissinger war dies zu viel.
Er wies die CIA an, in Chile stärker aktiv zu werden als es bis jetzt der Fall war.
Die USA planten ein aktives Eingreifen in die Belange Chiles.

Der 11. September 1973 wurde als Datum ausgewählt.
Am diesem Morgen wurde Präsident Allende um 6:20 Uhr durch das Telefon geweckt.
Er wurde informiert, dass sich die Flotte in seiner Geburtsstadt Valparaiso, der größten Hafenstadt Chiles gegen ihn erhoben habe und seinen Rücktritt forderte.
Der Präsident versuchte sofort den Generalstabschef Augusto Pinochet zu erreichen. Er meldete sich jedoch nicht.
Allende begab sich mit seinem Kabinett und einigen Freunden in den Präsidentenpalast La Moneda.
Neben seinen Leibärzten war auch seine langjährige Sekretärin und Geliebte in den Präsidentenpalast gekommen.
Nur der bereits festgenommene Verteidigungsminister fehlte.

Um 8:00 Uhr war die Sache klar. Die Putschisten gaben sich in einer Radioansprache als Militärregierung zu erkennen.
Die Leitung hatte der Chef der Streitkräfte General Pinochet.
Sie forderten den Präsidenten auf seine Rücktrittserklärung zu unterzeichnen.
Im Gegenzug würde ihm und seinen Angehörigen die sofortige Ausreise in ein Land ihrer Wahl gewährt.
Dies lehnte Allende jedoch ab. Die jahrelange Arbeit sollte nicht umsonst gewesen sein.
Nach Ablauf eines Ultimatums drohten die Putschisten den Präsidentenpalast zu bombardieren.
Daraufhin forderte der Präsident die Palastgarde und alle Unbewaffneten auf den Palast zu verlassen.
Nur er und einige Getreue blieben zurück.

Nun hatte Salvador Allende das letzte mal die Möglichkeit, sich in einer Radioansprache an sein Volk zu wenden.
Da mich diese Worte sehr bewegt haben, möchte ich sie kurz zitieren:

„Mit Sicherheit ist dies die letzte Gelegenheit, mich an Sie zu wenden. Mir bleibt nichts anderes, als den Arbeitern zu sagen: Ich werde nicht aufgeben! In diesem historischen Moment werde ich die Treue zum Volk mit meinem Leben bezahlen. Sie haben die Macht, sie können uns überwältigen, aber sie können die gesellschaftlichen Prozesse nicht durch Verbrechen und nicht durch Gewalt aufhalten. Die Geschichte gehört uns und sie wird durch die Völker geschrieben. Arbeiter meiner Heimat: Ich möchte Ihnen für Ihre Treue danken. Es lebe Chile! Es lebe das Volk! Es leben die Arbeiter! Dies sind meine letzten Worte und ich bin sicher, dass mein Opfer nicht umsonst sein wird, ich bin sicher, dass es wenigstens ein symbolisches Zeichen ist, gegen den Betrug, die Feigheit und den Verrat.“

Deutsche Übersetzung der letzten Rede Salvador Allendes ( Audio )

Letzte Rede Salvador Allendes bei Radio Magellan ( Original Audio )

Letzte Rede von Präsident Allende in Schriftform Deutsch und Spanisch

Nur noch wenige Chilenen konnten diese letzten Worte vernehmen, bevor die Stimme Salvador Allendes für immer verstummte. Die Chilenische Luftwaffe hatte bereits mehrere Radiosender und TV-Stationen ausgeschalten.

Ab 11:55 Uhr griffen Kampfjets der „Fuerza Aérea de Chile“ vom Typ Hawker Hunter den Präsidentenpalast La Moneda an. Auch regierungsfreundliche Radiosender sowie einige Viertel der Hauptstadt, in denen mehrheitlich Aktivisten und Sympathisanten der Unidad Popular ( Allendes Partei ) wohnten, sollen bombardiert worden sein. Erstes Opfer des Putsches wurde einer der engsten Freunde des Präsidenten, der bekannte Journalist und Leiter des Fernsehsender Canal 7, Augusto Olivares („El Perro“). Dieser nahm sich im Erdgeschoss der Moneda mit einem Sturmgewehr das Leben. Mitten im Chaos ordnete Allende eine Schweigeminute für diesen an.

Gegen 14:00 Uhr begann die Armee mit der Erstürmung des Palastes. Nach kurzem Gefecht ordnete Allende die Kapitulation an. Nur er selbst blieb im „Saal der Unabhängigkeit“ zurück.
In seinem Büro nahm sich der Präsident mit 2 Schüssen seines AK 47 das Leben.
Seine Selbsttötung wurde durch seine Ärzte Patricio Guijón und José Quiroga bezeugt, die den Suizid beobachteten. Neben den beiden überlebenden Ärzten wurden fünf weitere Personen des näheren Umfelds Allendes Augenzeugen seines Suizides.

Trotzdem glaubten einige Anhänger, Allende sei von eingedrungenen Soldaten erschossen worden, die dann einen Selbstmord inszeniert hätten. Im Jahre 1990, nach Ende der Militärdiktatur, wurde der Suizid des Präsidenten durch eine erneute Obduktion bestätigt, deren Ergebnisse im Einklang mit den Aussagen der Augenzeugen sowie des polizeilichen Untersuchungsberichts stehen. Seine Angehörigen (Ehegattin, Tochter) bestätigten diesen Ablauf.

Damit war das Leben eines großen Reformers, eines großen Menschen zu Ende.
Die Herrschaft der Putschisten aber noch lange nicht.
Die Militärregierung unter Augusto Pinochet konnte sich noch bis 1990 an der Macht halten.
Bis zu seinem Tod im Jahre 2006 wurde Augusto Pinochet nicht für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen.
Zehntausende Menschen fielen dem brutalen Regime zum Opfer. Tausende verschwanden.
Angeblich wurde Unzählige von Militärflugzeugen aus ins Meer geworfen, nachdem Sie im Stadion von Santiago zusammengetrieben worden sind.

Einige konnten fliehen. Unter ihnen 20.000 die sich in die DDR absetzen konnten.
Der Abteilung für Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR war kurz vorher zu Ohren gekommen, dass es einen Putsch gegen die Regierung Allende geben soll. Eine Warnung an die DDR Botschaft in Santiago erreichte diese aber zu spät.

Der Putsch gegen die Regierung Allende wurde nur im sozialistischen Ausland verurteilt.
Der Westen jubelte sogar.
Der CSU-Politiker Franz Josef Strauß sagte z.B.: „Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.“

Doch der schlimmste war der US-Sicherheitsberater Henry Kissinger.
Dieser wurde u.a. mit folgenden Aussprüchen berühmt:
„Ich sehe nicht ein, warum wir nichts tun und zusehen sollten, wie ein Land durch die Unverantwortlichkeit seines eigenen Volkes kommunistisch wird. Die Angelegenheiten sind viel zu wichtig, als dass sie den chilenischen Wählern zur Entscheidung überlassen werden könnten.“

„Es ist ein fester und andauernder Grundsatz, dass Allende durch einen Staatsstreich gestürzt wird. […] Es ist geboten, dass diese Maßnahmen heimlich und sicher vollzogen werden, so dass die US-Regierung und die amerikanische Hand wohl verborgen ist.“

Allein dies belegt schon die verbrecherischen Methoden mit der sich die US-Regierung in die Belange anderer Völker einmischt.
Männer wie Henry Kissinger gehören vor den Strafgerichtshof der Vereinten Nationen und nicht in die Liste von ehrenwerten Nobelpreisträgern.

Diesen Artikel widme ich Salvador Allende und allen Opfern des Pinochet Regimes.